Die Produktion von hochwertigem, meisterlich gefertigtem Keramikgeschirr hat in Zell am Harmersbach im Schwarzwald inzwischen eine über 200-jährige Tradition. Eine Geschichte, die in einem kleinen Stüble vor dem „Oberen Tor“ von Zell am Harmersbach begann. Als Josef Anton Burger hier mit dem Fayence-Gewerbe beginnt, konnte er nicht ahnen, dass dieser Ort einmal als Wiege der Keramikherstellung in Deutschland in die Chronik eingehen sollte. Seine Idee, einen entsprechenden Brennofen zu errichten, hatte Burger auf seiner Wanderschaft als Hafner, auf der er auch das Brennen von Steingut erlernt hatte. Die offizielle Gründung der ersten deutschen Fabrik, die dem berühmten englischen und französischen Steingut in nichts nachstand, war am 22. 10. 1794. Mithilfe des Geldgebers Jakob Ferdinand Lenz konnte aus Burgers Fachwissen eine größere Produktion entstehen, in der damals schon 450 Leute beschäftigt waren.

Als Krönung der Keramik gilt Porzellan. Für Hartporzellan wie es in Europa vorzugsweise produziert wird, werden Brenntemperaturen von bis zu 1500 Grad benötigt. Aus diesem Grund wurde in den Jahren 1839 bis 1841 der sogenannte Keramik-Rundofen gebaut, der vier kleinere Öfen ergänzte bzw. ersetzte. Die Fabrik stellte genau 100 Jahre, nämlich bis 1942, Porzellan her, das auf Gewerbe- und Industrieausstellungen in den Jahren 1846 bis 1854 diverse Medaillen und Auszeichnungen erringen konnte.

Am 08.02.1907 verkaufte der damalige Inhaber Carl Schaaf die Obere Fabrik an den Kaufmann Georg Schmider aus Zell, selbst Mitglied der Geschäftsleitung der in Zell a. H. seit 1760 ansässigen Hammerschmiede, der sogenannten „Unteren Fabrik“. Die „Georg Schmider, Vereinigte Zeller Keramische Fabriken“, entstehen. Seit 1864 wurden in der sogenannten „Unteren Fabrik“, dem heutigen Firmensitz, feuerfeste Kochgeschirre, Blumentöpfe aus Majolika und Baukeramik hergestellt. Hier entstanden ab 1897 die traditionellen Dekore „Favorite“ (Entwurf: Elisabeth Schmidt-Pecht), „Alt Straßburg“ und „Hahn und Henne“ (Entwurf: Karl Schöner).

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Die Porzellanproduktion wurde bereits 1942 wegen Kohlemangel eingestellt und danach nicht wieder aufgenommen. Die Keramikherstellung in der „Unteren Fabrik“ wurde dagegen sukzessive ausgebaut. Nach wechselhaften Jahren wurde 2006 die Produktion in die Zeller Keramik Betriebs-GmbH ausgegliedert, wo sie von dem Unternehmer Ralf Müller und seinem Mitgesellschafter Martin Trenkle nach und nach wieder auf Handbemalung umgestellt wurde. Am 21.12.2007 eröffnete dann das erste Zeller Keramik Museum. Auf rund 160 qm Fläche wird hier die über 200-jährige Tradition der Zeller Keramik der Öffentlichkeit präsentiert. Ausgestellt sind seltene Exponate aus der Jugendstilzeit bis hin zur aktuellen Produktion. Ein großer Teil befasst sich mit der Künstlerin Schmidt-Pecht aus Konstanz, deren Dekor „Favorite“ neben den Dekoren „Hahn & Henne“ und „Alt Straßburg“ inzwischen auch auf eine 100 jährige Produktionsgeschichte zurückblicken kann. Die originalen Handschriften des Gesellschaftervertrages von Georg Schmider, 1888, Preislisten aus der Zeit um 1920 sowie Relief- und Wandteller oder Bodenvasen aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bieten einen interessanten Querschnitt durch die Firmengeschichte.

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Ein weiterer Teil des Museums ist der Fertigung gewidmet. Die Keramformer erklären hier ihr Handwerk und die ausgestellten Formen in ihren Funktionen. Außerdem sind die Produktionsabläufe nach 1950 mit zahlreichen Originalaufnahmen dargestellt. Eine einmalige Besonderheit ist das Tauchglasieren.

Im Themenbereich „Dekor“ kann der Besucher einer Keramikmalerin über die Schulter schauen und selbst einen „Scherben“ bemalen. Ausgestellt sind daneben Druckvorlagen für Formen, Dekore oder Bänder sowie Teller, die in den unterschiedlichsten Dekorationstechniken verziert wurden.
 

Viel Spaß beim Besuch vor Ort!
 

Zeller Keramik

Hauptstr. 2, 77736 Zell am Harmersbach, Tel.: 07835-786-52

http://www.zell.de/pb/,Lde/238984.html

Bildquelle: Großpietsch Produkt-PR®; Stadt Zell am Harmersbach